Stressoren als Ursachen für Schlafstörungen
Stressoren sind Faktoren, die Stress erzeugen. Die Stressforschung hat eine ganze Reihe verschiedener Stressoren zutage gefördert, die das psychische Gleichgewicht, das körperliche Wohlbefinden und die Fähigkeit zur Entspannung beeinträchtigen können.
Man kann sie in innere und äußere Stressoren einteilen. Da die Liste möglicher Stressoren sehr umfangreich ist, beschränken wir uns auf eine Auswahl der häufigsten Stressfaktoren.
Zu den inneren Stressoren zählen Faktoren in unserem Denken und unseren Gefühlen, die für erhöhten Stress sorgen. Darunter fallen zum Beispiel:
- Perfektionismus,
- der Wunsch, es jedem recht zu machen,
- Hektik, Termin- und Zeitdruck auch ohne äußeren Anlass,
- hohe Leistungsansprüche an sich selbst,
- Erwartungen an andere, die nicht erfüllt werden (Dankbarkeit, Anerkennung)
- Ängste (zum Beispiel vor Krankheit, Arbeitsplatzverlust),
- der Versuch, seine Gefühle vor anderen zu verbergen, zum Beispiel um immer gutgelaunt und fröhlich zu wirken.
Äußere Stressoren trifft man häufig an. Um ihnen wirkungsvoll zu begegnen, muss man lernen, seine eigenen Reaktionen auf sie zu kontrollieren und zu steuern. Zu ihnen zählen zum Beispiel:
- Lärm,
- belastende Situationen am Arbeitsplatz, Mobbing, hohe Leistungsanforderungen, Monotonie,
- steigende Leistungsanforderungen („Arbeitsverdichtung“),
- als übermäßig empfundene Wartezeiten,
- Hitze, Kälte,
- Konflikte zwischen nahestehenden Menschen,
- Tod eines Ehepartners oder Scheidung,
- finanzielle Probleme.
Fortgesetzter Stress und andauernd hohe Leistungsanforderungen können die Fähigkeit zum Entspannen erheblich beeinträchtigen.
Wenn man dann abends im Bett liegt und endlich einschlafen möchte, finden die Gedanken keine Ruhe. Angstbesetzte Vorstellungsbilder ziehen vor dem inneren Auge vorüber, man ärgert sich über Situationen, die man am Tag erlebt hat, sorgt sich darum, was wohl am nächsten Tag geschehen wird – und löst damit neuen Stress aus.
Stress wird immer von der Ausschüttung bestimmter Botenstoffe im Gehirn und der Aktivierung bestimmter Gehirnzentren begleitet, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzen. Ein Körper im Alarmzustand kann sich jedoch nicht genügend entspannen, um in den Schlafzustand zu wechseln. Hier können Phantasiereisen als „Gute-Nacht-Geschichten für Erwachsene“ durchaus helfen.
Phantasiereisen reduzieren Stress
Stress und Entspannung schließen sich gegenseitig aus. Oft fällt es den von Einschlafstörungen Betroffenen schwer, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, um die inneren Stressoren zum Schweigen zu bringen.
Eine Phantasiereise lenkt den inneren Monolog und die Aufmerksamkeit des Hörers sanft auf angenehme Vorstellungsbilder, und die Stimme des Sprechers vermittelt Geborgenheit und Ruhe.
Jede Phantasiereise beginnt mit einer Einleitung, die einen Entspannungszustand herbeiführt und vertieft. So kann der Geist innerhalb weniger Minuten von seinem stresserzeugenden Selbstgespräch zu innerer Ruhe und Entspannung finden.
Gleichzeitig stellen sich die Systeme des Körpers auf den Ruhezustand ein – ein Vorgang, den man als „vegetative Umschaltung“ bezeichnet und der auch aus dem Autogenen Training und der Hypnosebehandlung bekannt ist.
Da Entspannung und Stress sich gegenseitig ausschließen, kann so ein fortdauernder Stresszustand wirkungsvoll durchbrochen werden. Die angenehmen Vorstellungsbilder und Empfindungen während der Phantasiereise tun ein Übriges, um die Verarbeitungsprozesse im Gehirn zu verändern und Körper und Geist auf den Ruhezustand einzustimmen.
So gleitet das Bewusstsein oft schon während der Phantasiereise in den Schlaf – und die angenehmen Empfindungen und positiven Suggestionen können im Unterbewusstsein des Schläfers fortwirken.
Wann Phantasiereisen nicht helfen können
Wenn Schlafstörungen als Begleiterscheinung einer Psychose auftreten, dürfen Phantasiereisen nicht eingesetzt werden, denn sie sind bei dieser schwerwiegenden psychischen Störungsform generell verboten.
Bei anderen Formen der Schlafstörung wie dem Restless-Legs-Syndrom wird von allen Formen der Entspannung abgeraten, die ein Stillliegen voraussetzen, also auch Autogenem Training, Meditation oder Progressiver Muskelrelaxation. Besser wäre in diesem Fall ein leichtes Bewegungsprogramm vor dem Schlafengehen wie Qi Gong, Tai Chi oder Pilates.
Da die Zahl der möglichen Ursachen für Schlafstörungen immens ist und ihr Spektrum von inneren Erkrankungen bis zu Zwangsstörungen reicht, sollte während der ärztlichen Therapieplanung besprochen werden, ob Phantasiereisen als Einschlafhilfe eingesetzt werden können.
In den meisten Fällen, in denen Stress und die Unfähigkeit abzuschalten eine Rolle spielen, kommen sie als sinnvolle unterstützende Maßnahme in Betracht.