Stress ist europaweit auf dem Vormarsch: Mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer in der EU klagen über Stress am Arbeitsplatz, in Deutschland geben sogar 80 % der Befragten an, unter arbeitsbedingtem Stress zu leiden.
Die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen hat sich in zehn Jahren fast verdoppelt – eine Milliardenlast für Unternehmen und Krankenkassen und ein persönliches Drama für die Betroffenen. Was sind die Ursachen, und was kann man als Betroffener tun, um sich vor krank machendem Stress zu schützen.
Burnout durch Leistungsdruck
Nach aktuellen Studien von Krankenkassen und wissenschaftlichen Instituten ist psychische Überforderung am Arbeitsplatz eine der Hauptursachen für arbeitsbedingten Stress.
Unter dem Stichwort „Arbeitsverdichtung“ müssen immer weniger Beschäftigte immer mehr leisten, und unsichere Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit oder Zeitarbeit wurden – in manchen Branchen zu erheblichen Anteilen – flächendeckend durchgesetzt. Zukunftsangst, Perspektivlosigkeit und zunehmender Konkurrenzdruck sorgen für mehr Stress und Überforderung.
Seit 2004 hat sich die Zahl der Arbeitnehmer, die wegen eines Burnout-Syndroms krankgeschrieben wurden, fast verneunfacht!
Burnout-Syndrom – ein Modethema?
Angesichts solcher Zahlen klingt es zynisch, wenn Kritiker des Burnout-Syndroms behaupten, der Anstieg sei nur darauf zurückzuführen, dass Ärzte die Diagnose „Burnout-Syndrom“ häufiger stellen als früher. Betroffen sind nämlich vor allem Beschäftigte in Pflegeberufen, in der Erziehung und in sozialen Berufen – Tätigkeitsfelder, die in den letzten Jahren besonders stark von Arbeitsverdichtung und zunehmendem Zeit- und Leistungsdruck geprägt waren.
Hier werden doppelt so viele Frauen wie Männer mit der Diagnose „Burnout“ in den Krankenstand geschickt. Diese Fakten lassen sich nicht allein durch ein verändertes Diagnoseverhalten der Ärzte erklären. Die Behauptung, Burnout sei nur eine Modeerscheinung, ist ein fadenscheiniger Versuch, die Ursachen der rasant ansteigenden psychischen Erkrankungen und Frühverrentungen zu bemänteln.
Rückgang der krankheitsbedingten Fehlzeiten
2009 konnten Studien in Deutschland gleich zwei Rekorde feststellen: Die Zahl der krankheitsbedingten Fehltage in Deutschland sank auf einen historischen Tiefstand – und im gleichen Jahr verzeichnete die AOK einen Rekord bei Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen, die inzwischen auf den vierten Platz in der Krankheitsstatistik vorrückten.
Während Wirtschaft und Presse den Rückgang der Fehlzeiten feierten, zeichnete sich hinter der Erfolgsmeldung ein düsteres Bild ab: Immer mehr Menschen gehen aus Angst vor dem Jobverlust krank zur Arbeit, und der Anteil derjenigen, die dieses Missverhältnis mit Depressionen, chronischer Erschöpfung oder Burnout-Syndrom bezahlen müssen, steigt.
Arbeitsbedingter Stress: was tun, wenn’s brennt?
Arbeitsbedingter Stress kann reduziert werden. An den Rahmenbedingungen müssen Politik und Wirtschaft etwas ändern – doch auch jeder Einzelne kann seinen Teil dazu beitragen, seine Gesundheit und seine psychische Stabilität zu bewahren:
- Prüfen Sie Ihre Lebensgewohnheiten: Gönnen Sie sich in ausreichendem Maß Entspannung und Glücksmomente? Vielleicht sollten Sie manchmal lieber einen Spaziergang machen, eine Phantasiereise anhören oder sich Zeit für ein warmes Vollbad bei angenehmer Musik nehmen, anstatt vor dem Fernseher zu sitzen.
- Sorgen Sie für körperliche Bewegung und gesunde, ausgewogene Nahrung mit einem großen Anteil von frischem Obst und Gemüse.
- Entwickeln Sie Gelassenheit am Arbeitsplatz – Sie müssen nicht perfekt sein, und Sie müssen es nicht jedem recht machen. Wenn Sie spüren, dass Sie hektisch werden, nehmen Sie sich ein paar Augenblicke Zeit, atmen Sie ein paar Mal tief durch und spüren Sie, wie allmählich wieder Ruhe einkehrt.
Gerade der letzte Punkt will geübt sein, denn innere Ruhe stellt sich nicht auf Befehl ein. Um Entspannung und Gelassenheit zu üben, eignen sich Techniken wie Autogenes Training, Meditation – oder ganz besonders Phantasiereisen, die tiefe Entspannung mit angenehmen Vorstellungsbildern und positiven Suggestionen an das Unterbewusstsein verbinden.